Erfahrungen

Wir haben Glück gehabt. Die meisten Braugänge waren erfolgreich, und das heißt, dass das Bier nicht nur trinkbar war, sondern ausgesprochen lecker schmeckte. Außerdem ist bisher keiner durch explodierende Flaschen verletzt worden.

Natürlich haben wir auch Fehler gemacht, wollen aber aus diesen lernen. Deshalb tragen wir hier unsere Erfahrungen zusammen.


Kalkulation

Man darf es eigentlich nicht tun, denn man vergleicht Äpfel mit Birnen. Aber mich interessiert, was mein Bier denn eigentlich kostet. Dabei habe ich die Anschaffungskosten für die Geräte und auch unsere Arbeitszeit nicht eingerechnet, sonst müsste man ja weinen. Interessant ist allerdings dass die Flaschen - würden sie mit 70 Cent angesetzt - 70 Prozent der Kosten ausmachen würden.


der erste Braugang - gÄRT DAS ODER GÄRT DAS NICHT?

Beim ersten Braugang lief während des Brauprozesses alles nach Plan. Dann kam die Gärungsphase. Als Gärbottich haben wir den großen weißen Bottich vom Brauset von Grönwohlder genommen. Dazu auch die Hefe vom Brauset, eine Noname-Hefe. Und dann passierte erstmal gar nichts, im Gärröhrchen blubberte es kaum und wir hatten Angst, dass gar nichts passiert. Das Bier stand im Keller bei ca. 10 Grad. War das zu kalt? Dann haben wir es mit in die Wohnung genommen, dann nochmal neue Hefe besorgt... und wir haben zwei Wochen gewartet. Viel geblubbert hat es immer noch nicht. Aber als wir den Bottich nach 2 Wochen geöffnet haben, sah es gut aus und es ist auch ein Spitzenbier geworden.

Mittlerweile wissen wir, dass der weiße Gärbottich nicht gerade dazu neigt, im Gärröhrchen Aktion zu zeigen. Jetzt wird gespindelt und damit sichergestellt, ob die Hauptgärung durch ist.

Bier unseres ersten Braugangs nach drei Wochen Flaschenreifung
Bier unseres ersten Braugangs nach drei Wochen Flaschenreifung

Rezepturfehler

Im Braugang No.4/2016 kam es zu einer ungewollten Änderung der Rezeptur aufgrund eines Rechenfehlers. Die Ursache des Rechenfehlers lag darin, dass vorgemischtes Malz und separates Malz anteilig zusammengemischt werden mussten. Im Ergebnis wurde zu wenig Malz beim Hauptguss verwendet. Der Fehler wurde während des Brauprozesses erkannt und es konnte die Menge des Nachgusses entsprechend reduziert werden.

 

Das Ergebnis war ein durchaus trinkbares Bier, dass bei einer Verköstigung im Juni sogar von 2 von 10 Personen besser bewertet wurde als das normal gebraute Landbier. Es erhielt den Namen „Fehlfarben“


Rührgerät

Für die Braugänge No.5 und 6 (2016) stand bereits ein elektrisches Rührwerk zur Verfügung (hier gekauft). Dabei war der Einsatz für die Ansatzmenge des Braugangs No. 5 nicht ideal, da das Rührgerät nur zum Teil in den Sud eintauchen konnte.

 

Beim Braugang 6 ergab sich, dass sich während des Braugangs Malz am Boden des Braukessels in geringem aber deutlichem Maße festgebrannt hatten. Es kann vermutet werden, dass diese Tatsache zu einer geschmacklichen Beeinträchtigung geführt hat. Hier ist einerseits ein Ausweichen auf den Braukessel mit geringerer Watt-Zahl denkbar. Andererseits sollte zunächst beobachtet werden, wie es sich bei weiteren Braugängen verhält.

Beim Braugang 7 wurde während der Raststufen das Rührgerät nicht angehalten. Ein Festbrennen am Boden des Braukessels konnte nicht festgestellt werden.


Gärtemperartur

Der Braugang Nummer 6 verlief zunächst normal, ebenso das Gärverhalten mit der untergärigen Hefe. Ca. 5 Wochen nach Abschluss der Hauptgärung wurde die erste Flasche verköstigt und es musste festgestellt werden, dass dieses Bier einen eigenartigen Geschmack hatte.

 

Es sind dabei mehrere Ursachen denkbar:

  1. Angebranntes Malz im Braukessel
  2. Ersatz des Sauermalzes durch Glyta???
  3. Umgebungstemperatur

Eine klare Abgrenzung, welche mögliche Ursache entscheidend war, oder ob alle drei zusammenwirkten, ist nicht möglich. Erst mit weiteren Braugänge wird die Erfahrung wachsen. Allerdings ist die allgemeine Vermutung der Braumeister, dass Punkt c) Umgebungstemperatur die wahrscheinlichste Ursache ist. Der Brauzeitpunkt Ende September wurde in diesem Jahr noch einmal von sommerlicher Witterung begleitet, die auch im Gärkeller für eine Temperatur von ca. 23°C sorgte. Es wurde untergärige Hefe verwendet deren empfohlener Einsatzbereich bei max. 20°C liegt.


Hefetrub bei Flaschengärung

Wenn das Bier ca. 4 Wochen in den Flaschen nachgegoren und gereift ist, dann ist das Ergebnis beim Einschenken ins Glas von überraschender Klarheit, während es nach drei Wochen noch deutlich getrübt war (siehe oben auf der Seite "der erste Braugang").

Da wir unsere 0,5l-Flaschen aber meist nicht aus ebenso großen Gläsern trinken, werden beim Einschenken des Restes aus der Flasche die Hefereste und sonstigen Sedimente aufgewirbelt und der Anblick im Glas ist nicht mehr schön. Leider wird es dafür keine Lösung geben, solange man noch mit Flaschengärung arbeitet.

Wir haben aber schon einen Arbeitsschritt etwas abgeändert: Am Anfang haben wir vor dem Abfüllen auf die Flaschen die Speise ins Gärfass gegeben und nochmal umgerührt und so schon dafür gesorgt, dass die bereits abgesetzten Trubstoffe im Fass aufgewirbelt wurden. Mittlerweile legen wir die Speise in den Flaschen vor (je ein Schnapsglas á 2cl) und haben so deutlich weniger "Schlamm" in der Flasche.


Wozu die Bierspindel dient

Ein Bekannter erzählte, dass er früher Fallschirmspringen als Sport betrieben habe. Aber er habe es aufgegeben, als er gesehen hat, welches Risiko es gibt: Unfälle passieren nicht denen, die Neulinge sind, sondern denen, die aus Routine nachlässig geworden sind.

Ein bisschen ging es uns auch so, als wir zum siebten Mal brauten. Vielleicht war das auch der Teil des Brauseminars, bei dem man hopfenbedingt nicht mehr so aufmerksam ist. Jedenfalls haben wir das mit dem Spindeln nicht mehr so wichtig genommen und das Bier nach zwei Wochen Gärung abgefüllt. Im Röhrchen hatte sich ja auch schon nichts mehr getan. Da wir unsere Bügelflaschen in den Tagen nach dem Abfüllen noch mal "ploppen", sollte ja eigentlich auch nichts passieren. Tat es aber: Es gab eine Schweinerei, weil aus mehreren Flaschen das Bier "überkochte" und sich auf dem Boden verteilte. Das erinnerte mich an den ersten Braugang (siehe oben), bei dem wir nur anhand der Werte beim Spindeln gesehen hatten, dass tatsächlich eine Gärung stattgefunden hatte.

Für den nächsten Braugang ist das Spindeln also wieder Pflicht. Auch der Rat aus dem Brauforum wird angenommen. Die Hauptgärung ist beendet, wenn der Wert beim Spindeln sich drei Tage lang nicht mehr verändert...

Außerdem kann man den Alkoholgehalt bestimmen: http://gastro-brauen.de/de/Gebrauchsanweisung-Bierspindel.html

 

Nachtrag: Mittlerweile bin ich nicht mehr sicher. Vielleicht war es gar kein versehentliches "Grünschlauchen", sondern Überkarbonisierung oder Gushing (siehe unten). Ich werde es trotzdem besser spindeln...

Nachtrag: Der nächste Schritt wird die elektronische Bierspindel sein, der Bausatz ist bereits im Haus und verlötet (siehe unten)


Gushing?

Was Gushing ist, kann man bei Wikipedia nachlesen.

Die letzte Charge aus 2016 macht immer noch große Freude. Öffnet man eine Flasche, gibt es eine Schweinerei! Es schäumt und schäumt immer weiter. Und es gab noch keine Flasche, bei der es nicht so war. Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, das Bier zu "dekantieren", also erstmal in eine Karaffe zu füllen. Das hilft nur bedingt, da die Karaffe dann zwei Finger hoch voll Bier ist, aber bis zum Rand voll Schaum. Ob das jetzt das bei Wikipedia beschriebene Phänomen ist? Da bin ich mir nicht sicher.

Dem Geschmack schadet es jedenfalls nicht.


Treberbrot

Beim Brauen bleibt der Treber über. zum Wegschmeißen zu schade, also backen wir ein Treberbrot. Das ist ausgesprochen lecker und vor allem total einfach zu machen, wenn man ein paar Dinge beachtet:

  • Salz kommt erst nach dem gehen dazu
  • Den Teig nicht wie häufig empfohlen zum Gehen warm stellen

Das Rezept für Treberbrot findet Du auf dieser Seite: Treberbrot


Etikettierung

Ein eigenes Etikett auf der Flasche sieht schön aus, ehrt das Werk und präsentiert den Stolz des Braumeisters. Es ist zwar eine nervige Arbeit, aber irgendwie auch Ehrensache.Für verschiedene Bierstile gibt es natürlich auch verschiedene Schriftfarben.

 

Wir drucken unsere Etiketten selber auf Umweltschutzpapier mit unserem Tintenstrahldrucker. Das Programm Designpro von Avery findet man im Netz als Freeware. Es bietet diverse Etikettenvorlagen und ist recht einfach zu bedienen. Eigentlich ist es zum Bedrucken von Vorlagen gedacht, aber beim Druck auf Normalpapier kann man Schnittmarken mit ausgeben.

Anschließend werden die einzelnen Etiketten mit der Schneidemaschine ausgeschnitten.

Dann kommt der klebrige Teil der Arbeit: Ein Pinsel, ein Glas mit Milch, ein feuchter Lappen und eine Unterlage sind das Werkzeug. Das Papier wird mit Milch eingepinselt, meist drei Etiketten auf einmal. Dann wird das eingeweichte Papier auf die Flasche aufgebracht und mit den Daumen glattgestrichen. Fertig.

Vorteil: Einfach, reproduzierbar, individuell und kostengünstig. Etiketten lassen sich zur Wiederbenutzung der Flaschen auch einfach wieder lösen.

Nachteil: Schrift auf den Etiketten kann durch Kondenswasser verlaufen

 

Ich habe andere Möglichkeiten der Etikettierung bereits einmal im Blog beschrieben: Blogartikel