Ich schäme mich. Am Wochenende habe ich ein Bier gebraut und ich werde nie wieder in der Lage sein, dasselbe Bier zu brauen. Es gibt zwar ein Brauprotokoll, aber da steht wohl nur die Hälfte drin, denn ich habe keine Zeiten aufgeschrieben. Hier die ganze Geschichte:
Das Malz, den Hopfen und die Hefe hatte ich vor Wochen bestellt. So nebenbei, ich hatte nicht viel Zeit. Das zugehörige Rezept war vermutlich ein vom England-Urlaub inspiriertes Porter, aber sicher bin ich nicht, den Link habe ich verbaselt. Ich weiß noch, dass die im Rezept angegebenen Zutaten nicht exakt im Onlinehandel zu finden waren, also musste ich etwas improvisieren. Das Paket war gekommen und ungeprüft zügig aus dem Weg geräumt und in den Keller gewandert. Nun sollte gebraut werden.
Auf der Suche nach dem eigentlichen Rezept wurde geprüft, was ich da eigentlich bestellt hatte: Peated Malt! Aha? War wohl keine Absicht. Google Übersetzer gibt Auskunft, dass es sich um 5kg "getorftes Malz" handelt. Was zum... habe ich mir denn dabei gedacht?
Nach langer Suche wurde ein vielleicht halbwegs passendes Rezept gefunden und die Brausteuerung entsprechend mit Daten versorgt. mache ich auch nicht ständig - sollte ich lieber mal üben. Fünf Kilo Peated Malt schienen mir doch zuviel für den Einkocher, da auch noch ein halbes Kilo "Black Malt" dazu kam, auch laut Berechnung sollten es eher vier sein.
Es geht los: Einmaischtemperatur erreicht, Malz noch nicht abgewogen, die Brausteuerung piept mich an, da ich irgendwelche sinnlose Eingaben zur Aufheizdauer gemacht hatte. Das war der Augenblick, indem ich es aufgab, bei diesem Brauvorgang genau zu sein.
Beim Einmaischen streikt das Rührgerät - war wohl etwas viel auf einmal - aber mit etwas Hilfe gehts. dann. Alles läuft automatisch, während ich mich der Planung der Weihnachtseinkäufe (dringend und wichtig) widmen kann, bis es Zeit ist zum läutern ist. Der Nachguss nutzt mein Aufmerksamskeitsdefizit gnadenlos aus und überschreitet die geplante Temperatur um 15°. Aber das Läutern erfolgt heute so zäh, dass er wieder ausreichend abkühlen kann. Dann werde ich wieder in Beschlag genommen, dem Nachwuchs muss bei der vorweihnachtlichen Geschenkeproduktion Anleitung gegeben werden.
Zwischenzeitlich beginnt das Hopfenkochen. Das Abendessen im Familienkreis erfährt eine jähe Unterbrechung, als ich zur letzten Hopfengabe aufspringe, als das Handy mich erinnert.
Der Sud riecht penetrant nach Räucherschinken - man kann sich nicht vorstellen, dass das was Ordentliches wird. Ach ja, beim Auspacken des Pakets mit Malz, Hopfen und Hefe muss ich feststellen, dass es sich um flüssige Hefe handelt. Tja, hoffen wir mal, dass der Keller in den letzten Wochen kühl genug war.
Also wenn das Bier trinkbar sein sollte, bin ich echt überrascht. Die Stammwürze von 18°Plato legt nahe, dass es zumindest schnell Wirkung zeigen sollte. Wenn man es dann runter bringt. Ich werde berichten.
Guter Vorsatz fürs neue Jahr: Wenn gebraut wird, wird gebraut. Mit ganzem Herzen.